The New Tech Worker Movement
Ein Bericht

05 Sep 2019

„Great question“ sagt Moira Weigel zum wiederholten Mal nach einer Meldung aus dem Publikum. Der Raum im Basislager, einem Leipziger Coworking-Space, ist trotz des heißen Tages gut gefüllt und die Serie an Fragen scheint nicht abzureißen. Ben Tarnoff und Moira Weigel, beide Mitbegründer*innen des Logic Magazine, waren eingeladen unter dem Titel „The New Techworker Movement“ einen Einblick in die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitnehmer*innen und den Chefetagen im Kontext der US-Amerikanischen IT-Branche zu geben. Möglich gemacht hatte dies die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die AG Link und das Basislager (an dieser Stelle nochmal vielen Dank).

Dabei begann der Vortrag nicht mit einer Aufnahme aus den schillernden Büros eines international operierenden IT-Unternehmens, sondern mit einem Gruppenportrait von Cafeteria-Mitarbeiter*innen. Ben Tarnoff führt dazu aus, inwiefern sich innerhalb diverser Proteste, die sich in den letzten Jahren im Silicon Valley ereigneten und die er als „Tech Worker Movement“ fasst, Kreative und Techies im Kampf um Mitbestimmung am Arbeitsplatz Seite an Seite mit Cafeteria-Personal und Reinigungskräften wiederfinden.

Neben den von den Medien breiter rezipierten Aktionen, wie dem Google Walk-Out, zählt Ben auch mehrere unscheinbarere Formen des Protestes auf, wie z.B. die gewerkschaftliche Organisation von Sicherheitsleuten, Shuttle-Fahrer*innen und anderen Dienstleister*innen. Weiterhin geht er auf den Widerstand gegen eine Beteiligung Googles am Projekt Maven des Pentagons ein. Hier sahen viele die Gefahr, dass das Know-how, welches der Internetgigant in Sachen Machine-Learing zu dem Projekt beitragen sollte auch dazu genutzt werden würde, die Präzision militärischer Drohnen zu erhöhen. Schließlich kommt Ben auch auf die Proteste von Amazon-Arbeiter*innen gegen die Umweltbelastung durch die Cloud Services des Konzerns zu sprechen.

Trotz der Unterschiede, sowohl in den Aktionsformen, wie auch in den Angestelltenverhältnissen von Arbeiter*innen mit Festanstellung und Vertragsarbeiter*innen, technischem und dienstleistendem Personal, betont Ben das gemeinsame Ziel der Aktionen: „worker control“. Also die Möglichkeit der Arbeiter*innen, Einfluss zu nehmen auf die Abläufe in den Unternehmen, auf die Arbeitsbedingungen und für wen oder was das Resultat dieser Arbeit zur Verfügung gestellt wird.

Die sich an den Vortrag anschließende Diskussion verlief rege und lief immer wieder auf eine Frage hinaus: „Wie den verschiedenen Positionen und Themenfelder gerecht werden?“. Es war spannend zuhören, wie andere Programmierer*innen aus dem Publikum von ihren Erfahrungen als Angestellte in der IT-Branche berichteten und ermutigend, von den Erfolgen der Kämpfe zu hören, welche es in den USA schon gegeben hatte. Checkt das Logic Magazine aus.

Die Veranstaltung fand am 12.06.2019 um 19h im Basislager Coworking-Space statt.